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Klassik meets Kartoffel
Kartoffelfest in Bruchhausen
Während ich hier zische und dampfe, darf ich den Klängen der Blechbläser lauschen. Das gefällt mir. Und wie viele Menschen heute gekommen sind ... Erst wollen sie die Musik hören und anschließend schmecken, ob ich wohlgeraten bin. Da vertraue ich auf Jochen. Der kriegt das hin!
Seit einer dreiviertel Stunde musiziert der Bläserarbeitskreis des Kirchenkreises Paderborn in Wendts Scheune in Bruchhausen. Hundert Zuhörer sind an diesem Sonntag, dem 19.10.25 angereist. Fließdecken umhüllt, auf Holzstühlen sitzend folgen sie dem Programm, einem Wechsel aus Bläserstücken alter Meister und zeitgenössischer Komponisten. Und zuvor: Eine Begrüßung durch Pfarrer Gunnar Wirth.
Hermann-Josef aus Schloss-Neuhaus, Eva, Jochen und Diethelm und noch einige Helfer haben nichts dem Zufall überlassen. Die Anfahrt ist mehrfach ausgeschildert, die Scheune schön eingerichtet und beleuchtet und der Imbiss gut geplant. Eine kleine Bühne, eher links aufgebaut, lockt das Auge des Auditoriums in eine pittoresk gestaltete Küchenszene. Ingrid, eine ältere Dame, die aus dem tiefen Westen des Kirchenkreises mitangereist ist, liest dort kartoffelschälend zwischen den Musikvorträgen Anekdoten, Gedichte und Informatives über solanum tuberosum. Es ist schon erstaunlich, wie viele Texte verschiedener Gattungen aus verschiedenen Epochen, mal ernst, meist lustig über mich und meine erdigen Schwestern verfasst wurden.
Ich werde bereits kross und ungeduldig, als Marianne Noeske die fünfzehn Mitglieder des Arbeitskreises mit ihrem Dirigat in die letzte viertel Stunde des Konzerts hineinwedelt. Und zum guten Schluss: „Der Mond ist aufgegangen“, alle singen mit. Den Mond mag ich gerne. Ich bin ja auch ein Nachtschattengewächs. Leuchtet er mal wieder schön voll und gelb, sehe ich in ihm eine große, geschälte Kartoffel; wie eine große Schwester. Aber – genug geträumt! Mit dem Schlussakkord beginnt schließlich meine große Stunde. Wahlweise mit Dip, Zaziki oder Currywurst-Soße werden wir gereicht und begierig verschlungen. Und ich mittendrin. So habe ich mir das immer vorgestellt.
Es war mir eine große Freude, in der selbstlos von Familie Wiemers-Meyer bereitgestellten „eWendt“-Scheune einem so schönen Kartoffelfest beizuwohnen. Dafür ein krosses Dankeschön. Ich erahne bereits wie sich meine Freunde, die Strohsterne wieder auf den ökumenischen Heiligabend-Gottesdienst freuen. Sie mögen die Scheune auch.
Im Nachhinein vernahm ich noch, dass die letzten Gäste gegen 19:30 Uhr gegangen sind und die Mitglieder des Posaunenchores Bruchhausen dann noch alles aufgeräumt haben. Wer aufbaut, muss auch abbauen! Nun, da muss man zusammenhalten wie die Kartoffeln. Allen Helfern sei Dank.
Text: Diethelm Breker
Fotos: Posaunenchor Bruchhausen