Heilig? Ja bitte!

An Pfingsten geht es um die Heilige Geistkraft. Wir singen: Oh komm du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein!(EG136) und wir beten: „Komm Heilige Geistkraft, erleuchte und bewege uns, leite und begleite uns!“

Die Apostelgeschichte erzählt vom Wirken des Heiligen Geistes - am Pfingstfest waren alle, die zu Jesus gehörten, zusammen in einem Haus. Plötzlich gab es ein Rauschen, wie von einem starken Wind und es erschienen Flammen. Alle wurden von Heiliger Geistkraft erfüllt. Sie begannen in anderen Sprachen zu reden, so wie die Geistkraft es ihnen eingab, redeten sie frei heraus. Ein heiliges Aha-Erlebnis. Die Anhängerinnen und Anhänger Jesu haben auf einmal was verstanden. Vielleicht haben sie erst jetzt begriffen, was Jesu Leben und sein Sterben und vor allem seine Auferstehung wirklich bedeuten. Sie finden Worte dafür, kommen miteinander ins Gespräch, sind offen und verständig. Finden Sprache für das, was sie berührt und bewegt. Sie teilen sich mit. Sie teilen die Geschichten von Jesus und die frohe Botschaft seiner Auferstehung. Sie tun sich zusammen, teilen ihr Brot und sorgen füreinander. Dabei verlassen sie sich auf die wirkende Kraft Gottes. Die Heilige Geistkraft durchdringt ihr Reden und Handeln. So entstehen die ersten Christengemeinschaften.

Die Apostelgeschichte erzählt aber auch von Konflikten, Vorurteilen, Bestrafungen, Fragen: Wie können wir als Fremde friedlich miteinander leben? Wie können wir die Glaubens- und Religionsregeln der anderen respektieren, ohne unsere eigenen Glaubenswahrheiten zu verleugnen? Wie können wir der Forderung Jesu nach Gerechtigkeit und Nächstenliebe wirklich gerecht werden? Bei manchen taucht auch die Frage nach reinen und unreinen Speisen auf und wie man sich überhaupt vorschriftsmäßig und korrekt zu verhalten hat. Der Apostel Petrus hat dazu eine geistgewirkte Eingebung und stellt klar: „Ich bin auch nur ein Mensch…und Gott hat mir gesagt, dass kein Mensch unheilig…genannt werden darf.“ Ein starker Glaubenssatz: Kein Mensch ist unheilig! So wie auch: Kein Mensch ist illegal! Und so wie: Die Würde des Menschen ist unantastbar! Es gilt: Jede und Jeder ist Gottes Schöpfung, Gottes Ebenbild - wir sind Gott heilig!

(Nicht nur) an Pfingsten geht es um die Heilige Geistkraft! Immer wieder singen wir: „Oh komm du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein!“ Und ständig und immer wieder aufs Neue können wir zu Gott kommen und beten: „Komm Heilige Geistkraft, erleuchte und bewege uns, leite und begleite uns!“

Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen und Euch

Friedhilde Lichtenborg,
Pfarrerin Krankenhausseelsorgerin