Adventskalender
15. Dezember

„Wir sagen euch an den lieben Advent“, die Gemeinde singt das Lied Nr. 17 Strophe für Strophe und feierlich wird vorne am Altar auf dem Adventskranz eine Kerze nach der anderen angezündet. Die ganze Kirche in Bruchhausen ist wundervoll beleuchtet – aber besonders festlich wird es durch die brennenden Adventskerzen – heute sind es schon drei – „Sehet die dritte Kerze brennt! Nun tragt eurer Güte hellen Schein, weit in die dunkle Welt hinein. Freut euch! … freuet euch sehr! Schon ist nahe der HERR!“
Güte und Freude sollen diesen dritten Sonntag in der Adventszeit bestimmen. Freut euch! Freude ist ja eigentlich nichts, was man anordnen könnte nach dem Motto: So jetzt freu dich mal tüchtig z. B. über das Geschenk – ich hab’s doch nur gut gemeint.
Angeordnete Freude ist nicht so einfach. Und auch die Aufforderung an die Christenheit, wir sollten doch gefälligst freundlicher aussehen, schließlich seien wir doch erlöst, finde ich schwierig. Immer so ein „Jesus-liebt-mich-Lächeln“ auf dem Gesicht – das ist meine Sache nicht. Es gibt ja nun – weiß Gott – genug Anlass, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt.
Aber bei diesem Adventslied ist es anders: Es hat Tiefgang und meint es ernst mit der Freude: Die eingängige Melodie bleibt im Ohr, der Text setzt sich fest und mit jeder Strophe, jeder Kerze singt die Gemeinde deutlicher und freudiger. Nicht verordnet, nicht als Pflichtprogramm, sondern eher als Ausdruck echter Sehnsucht nach Freude. Jede und Jeder legt ein Stückchen Advent mit hinein. Und so berührt uns die Adventssehnsucht direkt – Sehnsucht nach echter Freude, nach Kontakt, nach Begegnung, nach Frieden im Innen und im Außen. Diese Sehnsucht brauchen wir nicht vorzutäuschen, sie ist einfach so da. Sie ist echt und hautnah spürbar in dieser Zeit, wo wir doch alle ein bisschen dünnhäutiger und berührter sind als sonst. Die Sehnsucht nach unverfälschter Freude ist tief in unserem Herzen. Auf diese Sehnsucht dürfen wir uns im Advent einfach mal einlassen und Freude und Güte sein lassen. Es gut sein lassen. Es einfach mal gut sein lassen!
So gehen wir durch den Advent und freuen uns schon auf die vierte Kerze – dann singen wir: „Gott selber wird kommen, Gott zögert nicht. Auf auf ihr Herzen und werdet Licht. Freut euch, freuet euch sehr – schon ist nahe der HERR!“
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit!
Pfarrerin Friedhilde Lichtenborg, Krankenhausseelsorgerin