Adventskalender

14.12.2024 (Sa)

14. Dezember

Sind wir nicht alle ein bisschen „Knecht Ruprecht“

Nur um Missverständnissen vorzubeugen, ich meine nicht den Knecht Ruprecht, der gemäß seiner Kulturgeschichte der böse Gegenspieler des Nikolaus ist oder gar den spätmittelalterlichen Kinderschreck . Nein, mit diesem möchte ich uns nicht vergleichen.

Ich beziehe mich hier auf den Knecht Ruprecht, den wir aus dem – zumindest in Teilen – wohl berühmtesten deutschen Weihnachtsgedicht von Theodor Storm kennen.

Der alte Gesell, der von drauß‘ vom Walde kommt.

Der, der in der Vorweihnachtszeit unterwegs fürs Christkindlein ist.

Schnell kann man dem Gedicht entnehmen, dass das Christkind mit ihm und seiner Arbeit zufrieden ist.

Er hat alles richtig gemacht. Er hat an alles gedacht.

„So ist es recht; So geh mit Gott, mein treuer Knecht!“, ruft es ihm aus dem Himmelstor zu.

Und genau mit diesem Knecht Ruprecht möchte ich uns in Beziehung setzen.

Denn: Sind wir nicht auch im Auftrag des Christkindleins unterwegs – gerade in der Vorweihnachtszeit?

Ich meine, dass jeder, der unserer Gemeinde in irgendeiner Form dient (ob nun beruflich oder im Ehrenamt), dazu beiträgt, dass dieses „Ich-muss-Euch-sagen-es-weihnachtet-sehr-Gefühl“ aufkommt.

Und das ist wunderschön und wichtig. Was wäre der Advent ohne musikalische Darbietung der entsprechenden Lieder, ohne festlich geschmückte und hergerichtete Kirchenräume, ohne reich verzierte Ankündigungen der Weihnachtsgottesdienste im Gemeindebrief, der Homepage oder in den WWWs. Ohne die vielen Einladungen zu den Adventskaffeetrinken unserer Gemeindegruppen. Ohne diesen Online- Adventskalender“ ……. Ach, ich könnte noch so viel nennen.

Doch, so vermute ich leider, werden wir dabei ebenso wie Knecht Ruprecht von den vielen To-do-Listen der Vorweihnachtszeit gehetzt.

„Hebe die Beine und spute dich schnell“, so beschreibt es Theodor Storm ganz trefflich.

Es scheint also offensichtlich schon seit dem Jahr 1862 dazuzugehören, dass man sich im Advent ganz besonders plagt und müht.

Die Zeit, die doch eigentlich für Besinnlichkeit steht. Aber auch hier bietet Theodor Storm eine Erklärung. Denn seiner Meinung nach endet diese turbulente Zeit offensichtlich auch erst am Heiligen Abend.

Er lässt das Christkind sagen:

„Und morgen flieg’ ich hinab zur Erden, denn es soll wieder Weihnachten werden!

„Alt’ und Junge sollen nun, von der Jagd des Lebens einmal ruhn.“

Das konnte dann – so hoffe ich - seinerzeit Knecht Ruprecht und das wünsche ich uns.

Ihre

Jutta Leiße

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